Impressionen von der FIAC 2012

Aufatmen unter dem Glasdach

FIAC 2012 - Installationsansicht im Grand Palais

Die zeitgenössische Kunst präsentiert sich diesen Herbst in Paris kraftvoll wie noch nie: die Kunstmesse FIAC hat sich den Grand Palais zurückerobert, nicht zuletzt dank der potenten Sammler Francois-Henri Pinault und Bernard Arnault.

Der Palais de Tokyo, ein lebendiges „Laboratorium“ für junge Künstler, zeigt in seinem gewaltigen Gehäuse gleich fünf Ausstellungen; Larry Gagosian empfängt seine Jetset-Kunden auf neuen 1650 m2, gestaltet von Stararchitekt  Jean Nouvel, in Le Bourget, gleich neben dem Flugplatz für private Jets; Thaddaeus Ropac weiht mit Anselm Kiefer und Joseph Beuys einen neuen Galerienkomplex von insgesamt 4700 m2 ein, ebenfalls nordöstlich von Paris, in Pantin: „Nach London und Berlin zieht Paris immer mehr internationale Künstler an und engagiert sich zugleich für eine  junge Generation vielversprechender Künstler.“ Das Musée de l’Art Moderne de la Ville de Paris zeigt die grandiose Sammlung des Mega-Galeristen Michael Werner, der dem Museum gleich  168 Werke geschenkt hat. Eine großzügige Geste!

Das Grand Palais bei Nacht

Unter dem gläsernen, weitgespannten Dach des Grand Palais dürfen 182 Galerien aus 25 Ländern ausstellen, wobei Frankreich mit 66 Galerien anführt, gefolgt von Amerika, England und Deutschland. Prominente Galerien wie White Cube und Gladstone aus London, Gagosian, Paula Cooper, Metro Pictures und Luhring Augustine aus New York bieten hochkarätige Werke renommierter Künstler an wie Georg Baselitz, Damien Hirst, Robert Longo, Cindy Sherman, Shirin Neshat, Takashi Murakami etc. Neben den bekannten Namen sind auch junge Künstler zu entdecken wie bei David Zwirner (London-NY)  die aggressiv-politischen Arbeiten des jungen Algeriers  Adel Abdemessed; Karsten Greve zeigt die schwerelosen, bezaubernden Installationen aus Ginkoblättern und abstürzenden Kanarienvögeln der Irin Claire Morgan. Der neu geschaffene Salon d’Honneur bietet Raum für 20 junge Galerien, die „faiseurs de goût“, geschmacksbildend sein sollen.

FIAC 2012 - Installationsansicht im Grand Palais

Aber auch die klassische Moderne ist gut vertreten mit Picasso, Picabia, Nicolas de Stael. Sehr minimalistisch ist Eva Presenhuber (Zürich), die eine aus Birnen bestehende Installation von Ugo Rondione in einem sonst leeren Raum zeigt. Auch bei Häuser und Wirth (Zürich,London,NY) konzentriert man sich auf nur wenige Künstler: im Vordergrund eine provozierende Skulptur von Paul McCarthy: braune Schweine mit dem Kopf von George Bush. Einige Berliner Galerien fallen durch eine werkstatt-mäßige Gestaltung ihrer Stände auf. Man spürt „work and progress“ wie bei Esther Schipper mit einer Skulptur von Isa Melsheimer: eine Steinbank mit einem Relikt Natur. Interessant ist die Mischung bei Max Hetzler (Berlin), der Bridget Rileys geometrische Bilder neben die wildwüchsigen Skulpturen von Rebecca Warren stellt. Insgesamt setzt man auf sichere Werte und bedient den Mainstream.

Jeremy Dellers "Sakrileg" in der Esplanade des Invalides

Das Wort „Krise“ gibt es hier nicht. Der Markt ist dynamisch, zeitgenössische Kunst à la Mode und Teil des luxuriösen Lebensgefühl, das bedient werden will. Neue, hochmotivierte Kundschaft kommt aus Asien, aber auch aus dem Mittleren Osten und Lateinamerika. Die Firstview ist schon gelaufen: so hat Pinault bei Yvan Lambert Werke von Bertrand Lavier erworben. In früheren Jahren glich die FIAC einem Provinz-Flohmarkt für Kunst. Jetzt hat sich Paris wieder in der ersten Reihe mit London, New York und Berlin positioniert. Auch die off-Show „Slick“ – sie besteht seit 7 Jahren - kann sich sehen lassen: 40 europäischen Galerien der jüngeren Generation präsentieren ihre Auswahl. So überzeugt die  Van der Grinten Galerie aus Köln mit Skulpturen des jungen Künstlers Simon Schubert.

Bis zur Eröffnung lag allerdings ein Schatten über dem Kunstmarkt: die sozialistische Regierung wollte Kunstwerke ab einem Wert von 50 000 Euro besteuern. Gerade wurde dieses Gesetzesvorhaben gecancelt. Ein Aufatmen unter den Sammlern und Galeristen unter dem Glasdach!

Olaf Breuning: "Smoke Bombs 2"