Christo wird in Norditalien sein langgeplantes Projekt erfüllen

Christo will übers Wasser gehen!

Mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude schuf Christo in mehr als 50 Jahren 22 Monumentalkunstwerke, Dutzende weitere blieben wegen fehlender Genehmigungen in den Schubladen: "Wir haben einige aufgegeben, andere blieben in unseren Herzen und Köpfen", sagte Christo.

So auch die schwimmenden Pontons: 1970 für den Rio de la Plata in Argentinien konzipiert, wird das Projekt nun 46 Jahre später in Norditalien in die Tat umgesetzt. Vom 18. Juni bis 3. Juli sollen Besucher auf schwimmenden Brücken über den See zu den malerischen Inseln Monte Isola und San Paolo spazieren können.

Es geht um sinnliche Erfahrungen

Die Laufstege aus 200.000 komplett recyclebaren Polyethylen-Würfeln sind mit 200.000 riesigen Schrauben verbunden und mit dahliengelbem, dichtgewebtem Nylon bespannt, das je nach Lichteinfall die Farbe ändert und bei Feuchtigkeit in intensivem Rot leuchten soll.

"Alle unsere Projekte haben mit körperlichen Empfindungen zu tun", erklärt Christo. "Ich mag keine Computer, ich spreche nicht gerne am Telefon. Ich trete durch meine körperlichen Instinkte mit den Dingen in Kontakt, nicht virtuell." Es sei ein unbeschreibliches Gefühl, "wenn man auf sehr kleinen, stoffbespannten Wegen auf sehr fester Oberfläche geht und dann plötzlich anfängt, auf dem Wasser zu laufen".

"The Floating Piers" ist das erste Werk des gebürtigen Bulgaren mit US-Staatsbürgerschaft seit 2005. Damals schuf er mit Jeanne-Claude "The Gates" im New Yorker Central Park, eine Installation aus 7500 safrangelben Stofftoren, die vier Millionen Besucher anzog. Im Jahr 2013 zeigte Christo im Oberhausener Gasometer das "Big Air Package", eine Weiterführung früherer Arbeiten mit Jeanne-Claude. "The Floating Piers" scheiterte zunächst nicht nur in Argentinien, sondern auch Ende der 1990er Jahre in Japan. In Italien erhielt das Projekt dank der Begeisterung von Behörden und Einwohnern innerhalb von nur zwei Jahren grünes Licht.

Christo will zehn Millionen eintreiben

In Italien inszenierten Christo und Jeanne-Claude, beide am 13. Juni 1935 geboren, zwischen 1960 und 1970 schon drei Verhüllungen, unter anderem auf dem Mailänder Domplatz. Internationales Aufsehen erregten 1985 die verpackte Brücke Pont Neuf in Paris und 1995 der verhüllte Reichstag - nach 25 Jahren bürokratischen Kampfes.

"The Floating Piers" soll mindestens zehn Millionen Euro kosten, was Christo wie immer durch den Verkauf von Skizzen und Modellen finanzieren will. Daneben warten zwei weitere Werke auf Genehmigung: Über einen Fluss in Colorado will Christo eine zehn Kilometer lange, silberne Stoffbahn spannen. Und in der Wüste bei Abu Dhabi sollen eines Tages 410.000 bunte Ölfässer eine Pyramide bilden.

Reichstag Verhüllung von Christo

Insels vor Miami, auf denen der Müll gelagert wird

Pont Neuf