unpainted Lab, Art Karlsruhe, Arco Madrid

Besonderheiten & Unterschiede der jeweiligen drei Messen

Der Februar steht ganz im Zeichen zeitgenössischer Kunst. Gleich drei sehr unterschiedliche Kunstmessen läuten das neue Jahr ein: zeitgleich vom 18. bis 21. Februar fand die unpainted lab 3.0 München sowie die art Karlsruhe statt, vom 24. bis 28. Februar ist schließlich noch die Arco Madrid zu erwarten. Artsation berichtet für Sie über die Highlights der vergangen Messen und gibt einen Ausblick auf die Arco Madrid.

Die unpainted lab. 3.0 ist dicht am Puls der Zeit und setzt sich mit dem brandaktuellen Thema digitaler Kunst auseinander. Das interdisziplinäre Kuratorenteam hat über 30 internationale Künstler eingeladen und präsentiert überdies ein ereignisreiches Rahmenprogramm mit Performances, Talks und Workshops. Hintergrund der Messe ist eine Aufarbeitung der neusten Kunsttrends von digital erstellten Bildern über 3D-Skulpturen bis hin zu Computerspielen und interaktiven Welten. Mit der digitalen Revolution entstanden nicht nur neue Möglichkeiten Kunst zu erzeugen, sondern auch neue Arten und Weisen sie zu rezipieren und auszustellen. Die unpainted ergründet diese neuen „Kunstwelten“ und stellt neben etablierten Künstlern vor allem auch neue künstlerische Positionen und junge Künstler aus.
Das Werk Ecce Homo des renommierten Medienkünstlers Arent Weevers ist einer der Höhepunkte der ausgestellten Werke. Geschickt verbindet der Künstler ein zutiefst klassisch kunsthistorisches Thema christlicher Ikonographie mit einem 3D Hologramm eines unschuldigen nackten Jünglings der kopfüber in einem dunklen Raum zu schweben scheint. Ebenfalls erwähnenswert ist die aufwendige Videoinstallation Polar Circles der Münchner Künstlerin Betty Mü: Drei zirkuläre Videoprojektionen geben Fragmente menschlicher Wahrnehmung wieder – Eindrücke des Lichts (betitelt Pure Color), der Zeit (Pure Time) und des Kontrasts (Pure Contrast).
Die unpainted ist eine junge, beeindruckende und ambitionierte Messe, welche für Sammler neuartiger und unkonventioneller Kunst eine bedingungslose Empfehlung erhält.

Ebenfalls vom 18. bis 21. Februar findet in Baden-Württemberg die art Karlsruhe unter dem Motto „Mensch. Markt. Kunst.“ statt. Diese gut strukturierte und bewusst anti-elitäre Messe erstreckt sich über vier thematisch geordnete Hallen: In Halle 1 werden Fotografien sowie Original-Editionen angeboten. Halle 2 und 3 beherbergen die Königsdisziplinen der Kunst: Malerei und Bildhauerei. Die vierte und letzte Halle ist ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmet. Im Vergleich zur unpainted präsentiert sich die art Karlsruhe als etwas konservativere Kunstmesse mit einem verstärkten Fokus auf die klassische Moderne. Vor allem für Liebhaber der Malerei bietet die art Karlsruhe eine große Auswahl. Neben vielen Galerien aus Berlin und dem Ausland trifft man jedoch auch auf zahlreiche regionale Institutionen, wobei hier die renommierte Stuttgarter Galerie Meyer Riegger besonders zu erwähnen ist.
Die Galerie Riegger zeigt u. a. Franz Ackermann, Professor an der Karlsruher Akademie, welcher mit seinem kraftvollen Gemälde My House eines der dynamischsten Exponate der Messe ausstellt. Neonfarbene Farbfelder konkurrieren mit Bruchstücken gegenständlicher Realität um die Aufmerksamkeit des Betrachter und erzeugen in ihrem Zusammenspiel eine ästhetische Gesamtkomposition zwischen klassischer Malerei und der schrillen Optik der Techno-Kultur der 1990er. Ein weiterer Publikumsmagnet auf der Messe stellen die lebensgroßen Keramikfiguren der Stuttgarter Bildhauerin Dora Várkonyi dar. Die stets weiblichen Figuren sind Teil einer Werkserie (2013 – 2014) und sind als jeweilige Personifikation ihrer symbolisch aufgeladenen Titel zu verstehen: Gerechtigkeit, Mut, Leid etc.
Die art Karlsruhe bietet einen guten Einblick in die lebhafte regionale Kunstszene aber auch darüber hinaus. Für Liebhaber der klassischen Moderne sicherlich ein hervorragender Tipp.

Die bevorstehende Arco ist die erste der großen Kunstmessen im Jahr mit über 200 teilnehmenden Galerien und der ganze Stolz der Madrider Kunstszene. Dieses Jahr feiert die Arco ihren 35. Geburtstag und daher nehmen die Kuratoren die Geschichte der Messe selbst zum Thema. Man besinnt sich auf Galerien und Künstler die der Messe zu ihrem heutigen Status verholfen haben. So sind z. B. die renommierten Galerien Sprüth Magers aus Berlin mit Richard Artschwager und Analia Saban sowie Marian Goodman aus London mit John Baldessari im kuratierten Teil der Messe vertreten.
Neben einer ausgewogenen Auswahl an etablierten und jungen Galerien weiß die Arco auch mit einem breiten Spektrum an Kunstmedien zu überzeugen: Editionen, Malerei, Bildhauerei, Installationen und Fotografie sind ebenso vertreten wie beispielsweise auch Performancekunst in der Galerie Mirta Demare aus Rotterdam (Mercedes Azpilicueta, „Un Mundo Raro“, 2015). Neben bekannten Künstlergrößen wie dem auch auf Artsation repräsentierten Julian Opie (zu finden in der Galerie Krobath, Wien) wartet die Arco mit einigen weiteren Highlights auf. Ángela de la Cruz’s Painting with a Plastic (Homage to Burri) aus dem Jahr 2016 (Galerie Krinzinger Wien) vereint eine humoristische Appropriation abstrakter Malerei mit einer vollendeten Ästhetik: Ein monochromes rotes Bilder umfasst von einer durchsichtigen und kunstvoll aufgerissenen Plastikplane, welche Bestandteil des Werkes ist. Überhaupt sind einige starke Positionen in der abstrakten Malerei auf der Arco 2016 zu finden, so auch Bernard Frize mit seinem Gemälde Abrupt (Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien).
Es lässt sich schon jetzt absehen, dass die Arco Madrid ihrem 35. Geburtstag alle Ehre machen wird und ein vielschichtiges Programm zusammengestellt hat. Für Kunstinteressierte ist ein Besuch auf der Arco unbedingt zu empfehlen und ein gelungener Einstieg in das neue Kunstjahr 2016!