St Moritz Art Masters 2013

Gipfeltreffen der Kunst. Interview mit Reiner Opoku, Kurator des St Moritz Art Masters

Fotograf Steve Mc Curry leitet einen Workshop beim diesjährigen St. Moritz Art Masters (Bild: Junger Mönch im Shaolin Kloster, Hunan Provinz, China, 2004) Foto: stmoritzartmasters.com © Steve McCurry

Das St. Moritz Art Masters findet diesen Sommer zum sechsten Mal vor der einzigartigen Kulisse von St. Moritz und dem Engadin statt (23. August bis 1. September 2013). Die Region ist seit jeher ein beliebter Treffpunkt von Kunstliebhabern - an diese Tradition knüpft das Event an und hat sich auf die Fahnen geschrieben, lokale Verankerung und internationalen Austausch zu fördern.

2013 bietet St. Moritz Art Masters erneut ein breites Programm, darunter Workshops mit Künstlern, Kunstführungen, Gesprächen und Diskussionen. Der diesjährige Länderschwerpunkt ist China und holt fernöstliche Kunst und Kultur in die Engadiner Berge. Neben vielen jungen Künstlern, werden mit Ai Weiwei und dem Maler Fang Lijun, zwei Schwergewichte der chinesischen Gegenwartskunst präsentiert. Für artsation hat der verantwortliche Kurator Reiner Opoku vorab einen Ausblick über die interessantesten Programmpunkte gegeben.

artsation: Der Schwerpunkt des diesjährigen St. Moritz Art Masters sind chinesische Künstler. Die chinesische Kunstszene ist ja nun mittlerweile sehr groß und vielfältig. Welche Schwerpunkte haben Sie bei der Auswahl der teilnehmenden Künstler gewählt?

Reiner Opoku: Wir präsentieren ein breites Spektrum der chinesischen Kunstszene. Wir zeigen junge und aufstrebende Künstler aus der Provinz Sichuan, aber auch etablierte und weltweit bekannte Künstler wie Ai Weiwei, Sue-Mei Tse, Shao Fan oder Fang Lijun. Zudem konnten wir den Sammler Uli Sigg gewinnen, eine Auswahl aus seiner großartigen Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst zu kuratieren.

Welche bewährten kuratorischen Elemente aus früheren Jahren tauchen wieder auf, was ist neu bei der Zusammensetzung der Künstler? Wie regional vs. national vs. international ist die diesjährige Ausgabe?

Im letzten Jahr hatten wir den Themenschwerpunkt Brasilien. Dieses Jahr zeigen wir Kunst aus China. 2014 wird die indische Kunstszene im Zentrum des Festivals stehen.
Der Schweizer Künstler Kerim Seiler erweitert das Dach des Crystal Hotels zum zweiten Mal für die St. Moritz Art Masters Stiftung. Bereits im Jahr 2012 baute Kerim Seiler sein Projekt „Relay (Situationist Space Program)“ auf.
Seilers Installation funktioniert nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als und Atelierraum. Dieses Jahr dient sein Kunstwerk den Stipendiaten Gerald Machona aus Südafrika und Li Li aus China als Studio. Dieses Projekt zeigt sehr gut wie nationale und internationale Kunst zusammen funktionieren können.

Ai Weiwei: Iron Tree (2013) © Ai Weiwei © St. Moritz Art Masters 2013

Erstmals gibt es auch die St. Moritz Art Academy. Neben dem Fotoworkshop ist es ein weiterer Programmpunkt zum Mitmachen. Was ist der Gedanke dahinter?

Die SMAA ist eine gemeinnützige, schweizerische Stiftung mit Sitz in St. Moritz, die ausgesuchte Kunstworkshops und -kurse auf hohem Niveau anbietet. Die Kurse werden mindestens zweimal jährlich im Frühjahr und im Spätsommer angeboten. Der Zweck der Stiftung ist die Aus- und Weiterbildung im Bereich der bildenden Künste gewidmet. Allen Kunstinteressierten wird der direkte Diskurs mit herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene ermöglicht. Studenten der St. Moritz Art Academy haben Gelegenheit, den besonderen ‚Spirit’ der Umgebung auf ihr künstlerisches Schaffen zu übertragen. Während St. Moritz Art Masters 2013 haben Teilnehmer die Möglichkeit mit Donald Baechler, Andreas Kopp und Kerim Seiler zu arbeiten.

Als Event ist St. St. Moritz Art Masters ja noch recht jung. Hat es sich im Bewusstsein der Kunstinteressierten Globetrotter bereits festigen können? Und kann man bereits von einer Entwicklung bzw. Lernprozessen sprechen. Gibt es da vielleicht Feedback von wiederkehrenden Besuchern?

St. Moritz Art Masters hat sich fest im Kunst-Kalender etabliert. Unsere Besucher kommen aus der Schweizer Region, aber auch aus dem Ausland. St. Moritz Art Masters bietet eine gute Gelegenheit das Engadin von Sils-Maria über St. Moritz, Zuoz bis ins Unterengadin zu erleben und dabei Kunst und Natur zu sehen.

Sébastien de Ganay: Sean; 2010 © Sébastien de Ganay

Sie haben Hans Ulrich Obrist und Beatrix Ruf für die Leitung des Symposiums gewinnen können. Der Titel - „Geister und das Unheimliche“ („Ghosts and the Uncanny“) – macht neugierig! Worum wird es konkret dabei gehen, können Sie schon eine ungefähre Richtung verraten?

Wir haben die Plattform E.A.T. in unser Event integriert, so wie wir auch immer wieder motiviert sind andere Strukturen zu integrieren wie z.B. die St. Moritz Art Academy.
Bei den diesjährigen Kunst- und Architektursymposium Engadin Art Talks / E.A.T. geht es um die Berge und ihre (un)heimlichen Bewohner und die daraus entsprungenen Sagen und Geschichten die Phantasie und Kreativität der eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer beflügeln.

Die Panels werden geleitet von Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor für Ausstellungen und Programm sowie Direktor der internationalen Projekte an der Serpentine Gallery in London, Beatrix Ruf, Direktorin der Kunsthalle Zürich sowie Professor Philip Ursprung, ETH Zürich.Die Teilnehmer sind:
Elisabeth Bronfen, Iso Camartin, Kurt Derungs, Dan Graham, Zvi Hecker, Antony Hegarty, Christian Holstad, Bethan Huws, Tim Krohn, Jonathan Ledgard, Ernesto Neto, Katrin Sigurdardóttir, Michael Steiner, Not Vital.

Was macht eigentlich den besonderen Reiz von St.Moritz Art Masters aus? Ich behaupte mal, dass man ja auch einfacher zur Berlin Art Week fahren könnte, da kommt man einfacher hin und die Auswahl ist größer.

Die Berlin Art Week ist in Berlin, eine Großstadt. St. Moritz Art Masters bietet ein Kunsterlebnis in den Schweizer Bergen an wirklich außergewöhnlichen Orten. Die Präsentation von Kunst in der Natur und in den vielseitigen Dörfern der Engadin Region, ist einfach einzigartig. Zudem verändert sich natürlich auch die Wirkung der Kunstwerke durch die Platzierung an besonderen Locations. Diese Tatsache macht sicherlich den speziellen Reiz St. Moritz Art Masters aus.

Wang Haichuan: Series # 4 © Wang Haichuan