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Der österreichische Künstler Lorenz Estermann, geboren 1968 in Linz, ist Maler, Zeichner, Typograph, Fotograf und vor allem Collage-Künstler. Er war Meisterschüler von Ernst Caramelle an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, dessen Wahrnehmungstheorie ihn beeinflusst hat. Bei den Recherchen seiner Europareisen sammelt er Orte, Situationen, Bauwerke, fotografiert sie und archiviert das Bildmaterial. Auf dieser Basis schafft er komplexe Collagen, die er differenziert überzeichnet, bemalt und teilweise räumlich strukturiert, bis hin zu Raummodellen. Aus der fotografischen Vorlage entsteht etwas Neues, mehr als ein Abbild. Die herausgerissenen Architekturmotive werden geradezu methodisch des Sinns entleert, geradezu "ad absurdum" geführt. Sie entstammen zumeist den wenig wohnlichen Vororten und Industriegebieten in Mittel- und Osteuropa. Häufig handelt es sich um aufgegebene, schon in Vergessenheit geratene Bauwerke, die schon relativ kurze Zeit nach ihrer Entstehung ihren Zweck verloren hatten. Die Künstlichkeit der Lebens-Räume der westlichen Zivilisation wird dadurch in der Verzerrung regelrecht entlarvt. Utopien der modernen Architektur werden so dokumentiert, analysiert und auch karikiert. Eine Art Wahrnehmungsarbeit wird dadurch für den Betrachter geleistet, die ihn zu einer Frage hinführen soll: Können Idealvorstellungen, der Traum von Utopia, in der realen Welt überhaupt gebaut werden? Bleiben vielleicht nur Erinnerungsstücke? Lorenz Estermann gibt mit seinen Arbeiten keine gültige Antwort, aber er stellt eine geltende Frage an den Betrachter.

Lorenz Estermann lebt und arbeitet heute in Linz, Wien und Berlin. Seit 2010 ist er Dozent an Fachhochschule Bielefeld.