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Hermann Nitsch - Biographie

Nitsch ist ein österreichischer Maler und Aktionskünstler. Er ist ein bedeutender Vertreter des Wiener Aktionismus.

1961 entstanden seine ersten Schüttbilder. 1962 war das Geburtsjahr des Wiener Aktionismus. Zusammen mit Otto Muehl und Adolf Frohner realisierte er in Wien die dreiteilige Aktion „Die Blutorgel”, zu der ein gemeinsames Manifest veröffentlicht wurde. Anfang der 1960er Jahre entwickelte er die Hauptgedanken für sein Orgien-Mysterien-Theater: Unter Einbeziehung aller Kunstformen (Malerei, Architektur, Musik, Opferritual, Messliturgie, etc.) sollen die Sinne der Teilnehmer schrittweise bis aufs Äußerste angespannt werden, um auf einem Höhenpunkt die Erkenntnis des Lebensprozesses an sich möglich zu machen: Wiederholung von Freuds 'Totemmahlzeit'. Seit 1971 veranstaltet Nitsch auf dem von ihm erworbenen Areal des Schlosses Prinzendorf regelmäßig seine „Orgien-Mysterien-Spiele“, darunter als Höhepunkt seines Lebenswerks das große „6-Tage-Spiel“ im Sommer 1998 unter der Regie von Alfred Gulden, sowie als seine 120. Aktion das „2-Tages-Spiel“ im Sommer 2004.

 

1972 war Nitsch Teilnehmer der von Harald Szeemann kuratierten Documenta 5 in Kassel in der Abteilung Individuelle Mythologien; auch auf der Documenta 7 im Jahr 1982 war er vertreten. 1975 wirkte Marina Abramović in einer Aufführung von Hermann Nitsch mit, wohingegen bei den nachfolgenden Aktionen keine weitere Zusammenarbeit mit eigenständigen Künstlern angestrebt wurde, sondern Laien zum Einsatz kommen, die sich für jede Aktion erneut bewerben können. Neben Abramović bezieht sich auch Christoph Schlingensief auf die Arbeit von Nitsch.

 

Am 19. November 2005 fand im Wiener Burgtheater im Rahmen der 50-jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten zur Wiederöffnung nach dem Krieg die 122. Aktion des Orgien-Mysterien-Theaters statt.

 

Nitsch wurde wiederholt eingeladen, seine Auffassungen von Kunst und Ritual auch in die Oper einzubringen. An der Wiener Staatsoper führte er 1995 Co-Regie und schuf Ausstattung und Kostüme zu Jules Massenets Oper Hérodiade. 2001 war Nitsch bei der Aufführung der Gandhioper Satyagraha des amerikanischen Komponisten Philip Glass im Festspielhaus St. Pölten in Niederösterreich für das Bühnenbild und die Kostüme zuständig. 2005 schuf er die Ausstattung zu Igor Strawinskis Le Renard. 2007 führte er Regie bei den Szenen aus Goethes Faust von Robert Schumann im Opernhaus Zürich.

 

2011 war er an der Bayerischen Staatsoper München für die szenische Konzeption, Gestaltung, Bühne und Kostüme zu Saint François d’Assise von Olivier Messiaen verantwortlich.

"Ich war alles. Ich war Napoleon, ich war Christus, ich war Nietzsche, ich war Schopenhauer, und ich werde alles sein, was da noch kommt."

Hermann Nitschs Weltbild ist stark von mystischen Autoren, aber unter anderen auch von de Sade, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud und Antonin Artaud geprägt. In seinem theoretischen Buch „Orgien-Mysterien-Theater“ führte Nitsch aus, dass seine Aktionen und Bilder bei den Zuschauern zunächst Ekel und Abscheu, dann eine Katharsis bewirken sollen. Die Ekel und Abscheu auslösenden Provokationen und die Verknüpfung von realen Tierkadavern und realem Blut mit religiösen Inhalten wie der Kreuzigung und der unbefleckten Empfängnis wird von Nitsch bewusst eingesetzt, um den Betrachter zur Reflexion über im Alltag häufig verdrängte symbolische Topoi wie Blut und Tod zu bringen, die auch in der christlichen Religion eine zentrale Rolle spielen. Von christlich geprägten Betrachtern und zahlreichen Kritikern wurden und werden seine Aktionen und Werke als Blasphemie wahrgenommen.

Im Zusammenhang mit seinem Orgien-Mysterien-Theater ist Hermann Nitsch auch als Komponist und Schriftsteller tätig. Seine Aktionen werden in akribisch notierten Partituren notiert, die neben Handlungsanweisungen und Texten auch grafisch notierte Musikstücke enthalten.

Weil er durch die Einbeziehung und Kombination von Opferritualen und liturgischen Elementen in seine blutigen Aktionen nicht nur Tierschützer, sondern auch Theologen und Vertreter der öffentlichen Moral zu Stellungnahmen reizt, ist sein Werk in der Öffentlichkeit stark umstritten. Umgekehrt distanzieren sich manche Aktions- und Performance-Künstler, auch frühere Mitstreiter, von dem ihrer Meinung nach allzu religiösen, gesamtkunstwerkhaften Einschlag seiner Arbeiten. Dabei kann sein gesamtkunstwerkhaftes Schaffen auf Schloss Prinzendorf inhaltlich durchaus als Versuch eines Gegenkonzepts zu Wagners Bayreuth gedeutet werden. Ob ein solches gelingen kann, ist allerdings nach wie vor äußerst umstritten.

Was bleibt ist der zweifellos große Einfluss Nitschs in der österreichischen, insbesondere der Wiener Kunst- und Kulturszene. Die Tatsache, dass sein Mysterienspiel nunmehr auch im Wiener Burgtheater gespielt wurde, zeugt von großer persönlicher Durchsetzungskraft. Nitsch erscheint letztlich als Vertreter einer archaischen und provokanten Ästhetik, die von den einen als originell und künstlerisch wertvoll, von den anderen mit Attributen wie primitiv, anmaßend und geschmacklos eingestuft wird.

Am 24. Mai 2007 wurde das „Hermann Nitsch Museum“ im Museumszentrum Mistelbach eröffnet, was bei Teilen der Einwohnerschaft Mistelbachs zu Protesten führte. In Neapel eröffnete am 13. September 2008 Nitschs langjähriger Galerist Peppe Morra ein ausschließlich Nitschs Werk gewidmetes Museum, dem „Museo Archivio Laboratorio per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch“, das in einem ehemaligen Elektrizitätswerk eingerichtet wurde.

Im Jahr 2009 wurde die Nitsch Foundation gegründet, deren Ziel die Vermittlung und Dokumentation von Nitschs Gesamtkunstwerk ist.

 

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